Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

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Sie haben einen Lastwagen voll mit Wasserkanistern bei sich. Mit Axthieben werden die Kanister geöffnet und dann die großen Feuerpatschen hineingetaucht, mit denen das weiterfressende Feuer gestoppt werden soll. Zwei, drei Männer sind dabei, eine kleine Motorpumpe in Gang zu setzen. Klaus' Vater ruft uns irgend etwas zu. Dann gießt er uns einen Kanister Wasser über die Köpfe, damit unsere Kleidung nicht so schnell Funken fängt. Zum Glück ist es fast windstill. Meter für Meter dringen wir gegen das Feuer vor. Die ganze Nacht hindurch kämpfen wir verzweifelt gegen die Glut. Unsere Augenbrauen und Wimpern sind versengt, und unsere Hemden haben große Brandlöcher. Endlich - gegen Morgen - haben wir das Feuer unter unsere Kontrolle gebracht. Drei Männer bleiben als Brandwache zurück. Schon auf dem Lastwagen, der uns zur Station zurückbringt, schlafe ich ein. Als ich 24 Stunden später aufwache, sitzt Klaus neben meinem Bett und lacht: "Du hast aber einen gesunden Schlaf! Nun frühstücke man erst mal.

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Sicher hast du einen Bärenhunger!" Da kommt auch schon Vater Werneburg und drückt mir die Hand. "Ihr kamt gerade zur rechten Zeit. Na, Hauptsache, daß alle Schafe gerettet sind!" Vater Werneburg ist ein großer, kräftiger Mann, mit hellen blauen Augen und dichtem grauem Haar. Er gefällt mir genau so gut wie sein Sohn Klaus. Später zeigt er uns die Station. Zu dritt reiten wir über flaches sandiges Land, in dem nur vereinzelte Grasbüschel stehen. Von den Tausenden von Schafen sehen wir kaum etwas, weil sie sich über ein riesiges Weidegebiet verteilen. Dann kommen wir in dichtes, fast undurchdringliches Akaziengestrüpp. Vater Werneburg reitet vorn, denn er kennt die Stellen, an denen man durchkommt. Bunte Sittiche lärmen in den Zweigen, und Eidechsen huschen über den Weg. Plötzlich winkt Vater Werneburg uns heran. "Wir sind hier nicht mehr auf dem Gebiet von Sunny Lake. Hier beginnt das Jagdgebiet der Eingeborenen, die weiter im Innern leben. Vielleicht haben wir Glück und sehen einen." Aber so sehr Klaus und ich auch rechts und links in den Busch starren - wir sehen niemanden. Doch - da vorn, auf der hohen Akazie, da hockt doch ein Mensch und starrt zu uns herüber! Seltsam - ein paar Vögel sitzen um ihn herum. Einer sogar auf seiner Schulter. Der Mann rührt sich nicht. Er versucht auch nicht zu fliehen. "Der kann auch nicht mehr weg", sagt Vater Werneburg! leise. "Der ist tot. Die Eingeborenen haben ihn da oben in den Baum gesetzt, damit er verwest. Seht ihr? Sie haben ihm ein richtiges Nest gebaut. Wir müssen vorsichtig sein, denn die Verwandten des Toten besuchen das Grab häufig.

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